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Die Klingertragödie

Klinger Mausoleum auf dem "Uhufelsen"

Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte das Schloß dem reichen Textilindustriellen Hugo von Klinger von Klingerstorff, der mit seiner Frau Sybille, eine geborene Gräfin von Spiegelfeldt, hier wohnte.

Baron Klinger lernte die junge Comptesse im Lazarett in Troppau kennen. Er war Leutnant, sie arbeitete als freiwillige Pflegerin. 1916 wurde geheiratet. Sie hatten 3 Kinder.

Im Frühjahr 1925 erkrankte die Baronin. Der Arzt stellte einen Lungenschaden fest. Man riet ihr einen längeren Aufenthalt in einer wärmeren Gegend. Baron Klinger brachte seine Frau nach Meran. Dort lernte sie den jungen, hübschen Prinzen Cyrill Orlov kennen (russischer Emigrant und Klavierspieler).

Trotz des zehnjährigen Altersunterschiedes verliebten sie sich ineinander und waren bald unzertrennlich. In Raabs gestand Sybille ihrem Mann die Liebe zu dem Russen. Baron Klinger war tief betroffen. Nach einer Aussprache mit ihrem Vater in Wien versprach die Baronin ihrem Mann bei ihm zu bleiben.

Sie bekam verzweifelte Briefe von Orlov, er drohte mit Selbstmord. Sie trafen einander in Wien. Er kam heimlich nach Raabs, sie versteckte ihn in der Zinnkammer. Sybille gab ihrem Geliebten den Rat, den Baron zu treffen, ihn zu bitten, sie freizugeben.

Zu diesem Treffen kam es. Am Morgen des 2. Juni 1926 begegneten sie einander auf einer Waldlichtung beim sogenannten Baronsitz. Schüsse wurden gewechselt. Ein Bauer fand den verwundeten Baron und brachte ihn auf Schloß Raabs. Der Taxifahrer, der den Russen aus Wien gebracht hatte und auf ihn am Waldrand wartete, fuhr mit dem Verwundeten zur Gendarmerie. Beide Herren wurden ins Krankenhaus Waidhofen eingeliefert.
Als die Baronin im Krankenhaus anrief erfuhr sie, dass es ihrem Mann besser ginge, aber ihr Geliebter schwer verletzt worden war.

Am nächsten Morgen kam die Gendarmerie ins Schloß. Sie forderte sie auf, zum Untersuchungsrichter zu kommen. Sie versprach es, ging ins Nebenzimmer und erschoss sich.
Prinz Orlov starb am 15. Juni.

Baron Klinger baute seiner Frau ein Mausoleum auf dem "Uhufelsen" hoch über der Thaya. Dort ruht er heute selbst neben seiner Frau.

 

Familie Klinger von Klingerstorff
Hugo, geb. 10.12.1882, Neustadt, Nordböhmen, + 17.06.1941, Mörach
Sybille, geb. 6.11.1888, + 3.6.1926
(5.6. beigesetzt)
Maria Magdalena, geb. 27.6.1918, + 27.6.1964 in Tripolis
Hubert, geb. 18.1.1920
Albertine, geb. 7.11.1921


Quelle: Stadtgemeinde Raabs an der Thaya

Datum der letzten Bearbeitung / Aktualisierung: 01. August 2005