Die sagenumwobene Festung Grub blickt ins Horner Becken. Über ihre
Erbauung erzählt man folgende Sage:
Vor langer Zeit hauste in dieser Gegend ein riesiger, ungeheuer starker Ritter. Er besaß
in seinen mächtigen Armen solche Kraft, dass er Bären und Wölfe mit bloßen Händen
fing. Wagten es Feinde oder Räuber seine Besitzungen anzugreifen, so erging es ihnen schlecht.
Er fing sie ein und schlug sie so gewaltig mit den Köpfen zusammen, dass sie tot zu Boden
fielen. Bei den Bauern der Umgebung und bei seinen Untertanen aber war der Ritter sehr
beliebt. Er war mit allen mild und freundlich und half ihnen aus der Not, wo er nur konnte.
Sprengte er auf seinem schwarzen Hengst durch die Dörfer und wehte dabei sein langer roter
Bart wie eine Fahne hinter ihm her, so riefen die Leute: "Schaut, Ritter Rotbart ist
unterwegs!" und winkten ihm freundlich nach.
Da brachte eines Tages ein Bote die Nachricht, dass ein fremder Ritter, viele erzählen,
es sei ein Jude gewesen, unterwegs wäre, um den Rotbart zu besiegen und sich zum Herrn
über das ganze Gebiet zu machen. Als Ritter Rothart davon hörte, lachte er und sagte:
„Endlich mal ein bisschen Abwechslung. Dieser arme Narr tut mir jetzt schon leid. Damit
alle in weitem Umkreis sehen, was ich mit ihm anfange, werde ich mich dort oben auf den
Felsen zum Zweikampf stellen. Seine Knappen rieten ihm, sich doch in die eiserne
Rüstung zu kleiden und das Schwert mitzunehmen, er aber schüttelte den Kopf und meinte:
"Wozu Rüstung und Schwert, meine Hände genügen mir, damit werde ich den Kerl in die
Erde stoßen dass nichts mehr von ihm zu sehen ist."
Dann reckte er seine gewaltigen Glieder und machte sich auf den Weg zu den Felsen.
Diese ragen fast senkrecht über dem Farnbachtal empor. Oben angelangt setzte er sich auf
einen der Steinblöcke und wartete auf den Gegner. Nach einiger Zeit kam dieser auch
schon herbeigeritten. Er war ganz in Eisen gehüllt, trug einen großen Speer in der Hand
und ein scharfes Schwert an der Seite. Ohne lange zu reden, gingen die beiden aufeinander
los. Zuerst warf der Fremde seinen Speer. Ritter Rotbart fing diesen jedoch spielend auf,
zerbrach ihn und schleuderte die Stücke ins Tal, wo sich die neugierigen Zuschauer
drängten. Als Rotbarts Gegner das sah, erschrak er sichtlich, zog aber dann sein Schwert und
ging zum Artgriff vor. Doch kam er gar nicht dazu, damit auch nur einen Schlag zu machen.
Rotbart packte ihn nämlich bei Armen und Beinen, hob ihn hoch empor und schmetterte ihn
mit solcher Kraft zu Boden, dass er völlig unter der Erde verschwand.
Von allen Seiten liefen die Zuschauer herbei und starrten mit Schaudern die tiefe Grube,
die der stürzende Ritter in das Erdreich gerissen hatte. "Der Rotbart hat ihn bis in die
Hölle hinuntergestoßen", flüsterten sie untereinander. Ritter Rotbart aber holte große
Steine herbei und füllte damit die Grube. Dann gab er seinen Leuten den Befehl, an diesem
Ort eine Burg zu erbauen, welche er zur Erinnerung an den Zweikampf "Grub" nannte.
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